Leopold Museum Wien: Richard Gerstl
Wien [ENA] Was macht jemanden zum Kunstsammler? Das Leopold Museum in Wien ist einer der Tempel der Sammlerleidenschaft. Wer verliebt sich in Kunst und noch dazu in Kunst, die nicht unbedingt dem Zeitgeist entspricht? Rudolf Leopold und seine Ehefrau Elisabeth waren solche Menschen. Sein Sohn Diethard Leopold erwähnte beim Pressegespräch zur Ausstellung Richard Gerstl, das elterliche Haus in Grinzing.
Es war vollgefüllt mit Kunstwerken, die ihn als Kind einerseits faszinierten, andererseits beunruhigten. So ist aber die Moderne, zu deren Wegbereiter auch Richard Gerstl gehörte. Sie will nicht unbedingt schön oder technisch perfekt sein, aber wahr. Wie kann es aber sein, dass wir das Wahre nicht wahrhaben wollen und von einem beklemmenden Kunst Ausdruck verunsichert sind? Das ist eben das große Rätsel der Kunst, dass gewissermaßen jeder Betrachter, jede Betrachterin für sich lösen muss. Da können vielleicht die "Freudschen" Seelenlandschaften zur Erklärung herangezogen werden. Und natürlich Musik! Kein Wunder also, dass Richard Gerstl in Schönbergs Musik, dieser neuen Zwölftontechnik, diese intensive Anspannung des Geistes erlebte.
Es ist keine Musik für Jedermann, so wie der Künstler ein Ausnahmetalent war, der, nichtsdestotrotz, visionär die Moderne vorausgeahnt hatte. Da setzt auch das Leopold Museum an und führt den Reigen des Kunstempfindens mit zeitgenössischen Künstler*innen weiter. Da ist Georg Baselitz, Günter Brus, Martha Jungwirth, Arnulf Rainer, Herbert Brandl oder Terese Schulmeister. Die Auswahl der gezeigten zeitgenössischen Arbeiten bezieht sich nicht nur auf eine gestische, sich zur Abstraktion hin öffnenden Malerei des Malers der Wiener Moderne, sondern auch auf die Kompromisslosigkeit seiner künstlerischen Haltung betonen die Kuratoren Hans-Peter Wipplinger und Diethard Leopold.