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Vier neue Gütesiegel zum Wohle des Patienten

Verantwortlicher Autor: Universitätsklinikum Bonn (UKB) Bonn, 27.07.2021, 17:12 Uhr
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Bonn [ENA] Vier neue Gütesiegel zum Wohle des Patienten. Orthopäden des Universitätsklinikums Bonn äußern sich zum Nutzen von Zertifizierungen. Das künstliche Kniegelenk hat zahlenmäßig aufgeholt und steht deutschlandweit gleichauf mit dem künstlichen Hüftgelenk, dem bisher häufigsten endoprothetischen Eingriff. Bereits 2012 gehörte das Universitätsklinikum Bonn zu den ersten Krankenhäusern in Deutschland mit dem

EndoCert-Gütesiegel „Endoprothesezentrum der Maximalversorgung (EPZmax)“ für Hüft- und Kniegelenkersatz. Zwar werden Schulter-, Sprunggelenk-und Tumor-Endoprothetik im Vergleich weniger durchgeführt, nehmen aber ebenfalls zu. Das Universitätsklinikum Bonn hat sich jetzt daher deutschlandweit als erstes „EPZmax“ zusätzlich in diesen drei Bereichen nach dem kürzlich erweiterten Qualitätssicherungssystem EndoCert sowie als Fußzentrum vom internationalen Zertifizierungsinstitut „ClarCert“ zertifizieren lassen. Zu dem Nutzen der Qualitätssiegel äußern sich Prof. Dr. Dieter C. Wirtz, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, und weitere Experten am Universitätsklinikum Bonn.

- Was sagen Zertifizierungen überhaupt aus - beispielweise über die Qualität? - Prof. Dr. Dieter Wirtz: „Masse, also wieviel Gelenkersatz-Operationen pro Jahr, generiert noch keine Qualität, und ob eine Zertifizierung Qualität belegt, dafür stehen bisher objektive Belege aus. Aber ein zertifiziertes Zentrum ist ein extern überprüftes Zentrum. Denn durch das Qualitätssicherungsverfahren schauen wir regelmäßig ganz genau auf alle einzelnen Teilprozesse im Behandlungspfad – von der Aufnahme bis zum Sozialmanagement – und dort, wo es nötig ist, können wir an den Stellschrauben drehen und Fehler ausschließen. So bleiben wir nah am medizinischen Fortschritt und verbessern uns stetig, vor allem mit Blick auf die Sicherheit der Patienten.

Andererseits kann eine Zertifizierung derzeit nicht die Qualität eines einzelnen Operateurs beurteilen. Obwohl politisch gefordert, sind bisher keine Qualitätsmerkmale für einen Eingriff definiert. Denn dies ist zu vielschichtig, da jeder Eingriff individuell betrachtet werden muss. So sollten das Behandlungsergebnis beeinflussende Faktoren wie unter anderem das Alter des Patienten und die anatomische Ausgangssituation dabei berücksichtigt werden.“ - Sollten Patienten – insbesondere ältere Menschen – ein zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum wählen? - Privatdozent Dr. Hendrik Kohlhof, Leiter des Endoprothesezentrums: „Die Zertifizierung kann man mit einem TÜV vergleichen.

Durch die regelmäßige Prozessoptimierung entspricht die endoprothetische Versorgung in einem zertifizierten Zentrum auf jeden Fall einem Mindeststandard, der von objektiver Seite bescheinigt wird. Insbesondere ältere Patienten über 70 Jahre, die entweder ein neues Hüft- oder Kniegelenk implantiert oder – was in dieser Altersgruppe häufiger der Fall ist – eine schmerzhafte Endoprothese gewechselt bekommen, profitieren von einem Zentrumsmodell. Zusätzlich gilt es zu berücksichtigen, dass der medizinische Bedarf beim älteren Patienten wesentlich höher ist. EndoCert zertifizierte Kliniken müssen dezidierte Konzepte für geriatrische Patienten vorweisen,

um das Zertifikat zu erhalten An unserem Bonner Endoprothesezentrum haben wir vor etwa drei Jahren das sogenannte. Konzept der Orthogeriatrie entwickelt – mit der Universitätsklinik in Regensburg eine der ersten Kliniken in Deutschland überhaupt. Ziel war und ist ein Maximum an Sicherheit für unsere Patienten gleich welchen Alters. Aus diesem Grunde sollten – bezogen auf ihre Frage – insbesondere ältere Patienten bei ihrer Wahl der Klinik auf Zertifizierungen achten.“ - Profitiert eine Klinik von der für sie sehr aufwendigen Zertifizierung? - Dr. Michael Kehrer, Leiter des Fußzentrums: „Ja, denn die Zertifizierung stellt eine Objektivierung dar. Betrachten wir konkret die Fußchirurgie.

Wenn eine Operation beispielsweise am Sprunggelenk indiziert ist, hilft diese dann auch ungemein. Die Fallzahlen nehmen aktuell zu, für die Niedergelassenen ist es aber schwer Spezialisten zu finden. Hier kann eine Zertifizierung eine Art Wergweiser für sie sein, ihre Patienten beispielsweise an unser gerade erstzertifiziertes Fußzentrum zu überweisen. Eine Zertifizierung trägt auf alle Fälle zu einer besseren Sichtbarkeit bei. - Macht die Vielzahl an Zertifizierungen überhaupt einen Sinn? - Prof. Dr. Dieter Wirtz:„Im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie gibt es einen hohen Grad der Spezialisierung und eine Zertifizierung zeigt, wo alles unter regelmäßiger Überprüfung der Prozesse läuft.

Unsere Endoprothetik am Universitätsklinikum Bonn gehörte 2012 zu den ersten in Deutschland mit dem EndoCert-Siegel „Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung" für Hüfte- und Kniegelenkersatz. Jetzt kommen die Module Schulter-, Sprungelenk- und Tumorendoprothetik hinzu und damit sind wir deutschlandweit die ersten, die in allen Endoprothetik-Modulen sowie als Fußzentrum von ClarCert zertifiziert sind.

Eine Zertifizierung ist aufwendig – finanziell und personell – und es gibt keinerlei Refinanzierung der Prozesse. Bei uns an der Bonner Orthopädie und Unfallchirurgie können wir jedoch durch Kombination viele gleiche Zertifizierungsschritte zusammenführen. Dann ist der Mehraufwand gar nicht so groß, doch die Vielzahl an Zertifizierungen ist dennoch finanziell kein Gewinn. Wir machen eine Zertifizierung aufgrund einer intrinsische Motivation. Wir wollen uns stetig verbessern und zwar zum Wohle unserer Patienten.“

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